28. November 2009
Wer in Nevada unterwegs ist und darüber hinaus Wüsten und Steine liebt so wie wir, für den sollte ein Besuch im Valley of Fire Statepark ein Erlebnis sein. Wir haben wieder unsere Zeit vertrödelt und waren noch auf einer kleinen Strasse am westlichen Ufer des Lake Mead unterwegs als ich meine Hoffnung, noch vor Sonnenuntergang (~17:00 Uhr) das Valley of Fire zu erreichen, schon begraben hatte. Plötzlich taucht ein Schild auf, dass den Weg in eben dieses Valley of Fire weist – es ist 16:00 Uhr und Sascha stösst einen wahren Freudenschrei aus – das Valley of Fire zu besuchen ist wesentlich beeindruckender als der Las Vegas Strip. Das “Tal des Feuers” ist die Heimat beeindruckender Formationen roten Sandsteins und wenn die Sonne so tief steht wie im Moment unseres Besuches, dann leuchten die Felsen in strahlendem Rot – es sieht kurz vor Sonnenuntergang aus manchem Blickwinkel in der Tat so aus, als würde hier alles in Flammen stehen und die Felsen verwandeln sich optisch in rotglühende Kohlen. Zu dieser Jahreszeit, kurz vor der Wintersonnenwende, geht die Sonne viel schneller unter als es uns lieb ist und damit Sascha zumindest einige Fotos bekommt, steigt er hinten auf die Ladefläche unseres Pickups und fotografiert von oben, während Richard den Truck behutsam über die kurvige Strasse steuert.
22. November 2009
Durch unsere Reifenpanne liegen wir hinter unserem Zeitplan weit zurück, als wir gegen 20:30 die Staatsgrenze zu Nevada passieren – draussen in der Wüste ist es stockfinster und die Meilentafel am Strassenrand verkündet, dass Las Vegas noch 100 Meilen (~160 Kilometer) weit entfernt ist. Trotzdem kann man den Himmel in südwestlicher Richtung hell erleuchtet sehen und Las Vegas somit eindeutig ausmachen. Von Mesquite auf der Interstate 15 in südlicher Richtung fahrend erwartet man hinter jedem der Hügel, deren Umrisse sich vor dem hellen Himmel eindeutig abzeichnen, nun endlich einen Blick auf das Spielerparadies zu erhaschen – dieses Spiel geht eine Stunde lang so, was dazu führt, dass die Spannung ins Unermeßliche steigt. Aber erst 15 Meilen vor der Stadt, kurz nachdem man das Wüstenörtchen Apex passiert hat, ist es soweit – hinter einem der vielen Hügeln führt die I-15 talwärts und offenbart den Anblick einer Schatzkiste: Es breitet sich ein Lichtermeer aus, dass ein ganzes riesiges Tal ausfüllt, es glitzert in goldenen Lichtern soweit das Auge blicken kann – dieser Eindruck wird durch die stundenlange Fahrt durch die stockfinstere Wüste natürlich noch verstärkt. Downtown Las Vegas mit dem “Strip”, dem Boulevard, lässt sich anhand der grossen Hotels eindeutig ausmachen – irgendwo drin liegt unser Hotel. Die Interstate führt mitten durch die Stadt und man kann quasi direkt auf dem Strip abfahren – meine Augen flimmern nur noch:
So muss sich wohl ein LSD-Trip anfühlen. Richard kutschiert uns über den Las Vegas Boulevard und hält Ausschau nach unserem Hotel während Tina und ich nur noch staunend abwechselnd links und rechts aus dem Fenster starren. Was für eine Fahrt, mal wieder – nach 840 Meilen, schneebedeckten 4000ern in den Rockys, endlosen Wüsten und Steinformationen in Utah, nach den einsamen felsigen Canyons, nach vierstündiger Fahrt durch die Dunkelheit der Wüstennacht sind wir nun mitten in einer Glamourwelt, wie sie krasser wohl kaum sein könnte. Ich will nur noch ins Bett, eigentlich ist das alles zuviel – doch wir müssen noch in unser “Casino” bzw. Hotel einchecken und essen wollen wir auch noch – was für ein Mega-Flash! PS: Wir tauchen jetzt erstmal eine Weile ab und berichten ausführlich, wenn wir die Stadt wieder verlassen – now is Vegas, Baby!
11. November 2009
20 Meilen südlich von Lake Havasu City mündet der Bill Williams River in den Colorado River. Das Mündungsgebiet des Flußes ist ein Wildlife Refuge und wir haben es heute besucht – ohne zu wissen, dass uns ein absolut unwirkliches Szenario erwarten würde: Ca. 5 Meilen flußaufwärts von seiner Mündung sorgt das Wasser des Bill Williams River für eine Flora und Fauna, wie man sie im Norden der USA erwarten würde – nicht aber in den Wüsten Arizonas. Ein richtiger Wald mit Laub- und Nadelbäumen wie wir sie seit Colorado nicht mehr gesehen haben breitet sich im Fluß-Tal aus. Eine unbefestigte Piste führt in das Wildlife Refuge hinein, bis an den Wald, ab dort wird der sandige Boden zu locker und tief um normalen Fahrzeugen das Weiterkommen zu ermöglichen. Wir haben es uns aber natürlich nicht nehmen lassen uns zu Fuß in Richtung Fluß durch den Wald zu bewegen, wo wir auch prompt auf einen Maultierhirsch trafen, der offensichtlich keinerlei Ängste vor Menschen zu haben schien. Er posierte stolz und auch neugierig für unsere dankbaren Kameras, bevor er gemächlich davontrottete. Diese Begegnung veranlasste uns ein wenig genauer die Spuren im Sand zu betrachten und Tina entdeckte dabei riesige Abdrücke von Pranken – könnten die von einem Bergpuma, einem Mountain Lion stammen? Alleine der Gedanke daran ließ uns das Blut in den Adern gefrieren – schließlich sind wir ortsunkundig und vor allem unbewaffnet. Die Wildnis und das Tierreich in den USA ist nicht mit Europa zu vergleichen – hier kann es zu wirklich lebensbedrohlichen Begegnungen mit Klapperschlangen wie der Diamondback oder der Sidewinder Rattlesnake, Skorpionen, Schwarze Witwen, Bergpumas und auch Koyoten kommen. Schnellen Schrittes machten wir uns also lieber wieder zurück zu unserem Auto… wir haben übrigens immernoch keine Klapperschlangen gesehen und Tina ist darüber nicht mal unglücklich.
10. November 2009
Heute wollten wir eigentlich den Highway 95 über den Parker Dam und Quartzsite bis nach Yuma an der Grenze zu Mexiko hinuntercruisen und dann rüber nach Kalifornien machen – der Highway führt hinter Quartzsite durch einen Teil der Sonoran Wüste. Auf halber Strecke nach Yuma fährt man durch den Kofa National Wildlife Refuge und ein dezentes Schild mit einem Hinweis auf den Palm Canyon erregte unsere Aufmerksamkeit – insbesondere da nur eine Schotterpiste vom Highway in die 7 Meilen entfernten Berge abzweigte. Wozu haben wir unsere Bergstiefel mitgebracht und einen Allrad-SUV gemietet wenn nicht genau für diesen Zweck? Am Fuße des Berges mit dem bezeichnenden Namen Signal Peak endet die als “rough ride dirt road” ausgeschriebene Schotterpiste, wir also rein in die Bergschuhe und ab in den Canyon. Wenn man auf dem Geröll läuft, kann man hören wie trocken selbst die Heimat der Kakteen, die Steine, hier sind. Umso überraschter waren wir am Ende des Canyons, der nicht nur einen grandiosen Blick über die Ebene der Wüste, sondern in der Tat in einer winzigen, von außen nicht einsehbaren Felsspalte einer ganzen Familie kalifornischer Fächerpalmen ein unwirkliches Zuhause bietet. Diese handvoll Palmen hier draußen in der Wüste ist tatsächlich das einzige in Arizona natürliche Palmenvorkommen – alle Artgenossen, von denen es reichlich in Arizona gibt, wurden von Menschenhand gepflanzt. Neben den Palmen als Sehenswürdigkeit bietet das Kofa National Wildlife Refuge noch weitere Highlights: Die absolute Stille, die nur durch das sanfte Säuseln des Windes und dann und wann vom Geheul eines Koyoten begleitet wird. Dieser Abstecher hat sich gelohnt, auch wenn wir dafür unser eigentliches Tagesziel sausen lassen mussten – die Herbsttage sind auch in Arizona mit 10 Stunden Sonnenlicht leider viel zu kurz – dafür haben wir heute wenigstens noch einen Kitfox in der Wüste getroffen, während wir einen der goldenen Sonnenuntergänge in einem sandüberfluteten Nachbartal bewundern durften….
8. November 2009
Wir haben Los Angeles von unserem Reiseplan gestrichen – obwohl wir länger als geplant in den USA bleiben werden, möchten wir uns uns die grossen Städte LA und San Francisco für einen späteren Besuch vorbehalten. Trotzdem waren wir heute morgen doch gut aufgeregt in den Joshua Tree Nationalpark im “gelobten Land” zu fahren, denn wir haben uns dafür eine eher unkonventionelle Strecke über den Highway 62 ausgesucht, wie man anhand unserer Route sehen kann. Um über den Colorado River und nach Kalifornien zu gelangen, mussten wir zunächst 40 Meilen südlich bis nach Parker, wo mitten auf einer kleinen Brücke über den Fluss der California Highway 62 startet. Was die nächsten 100 Meilen bis zum nordöstlichen Eingang des Nationalparks bei einem Ort mit dem malerischen Namen 29 Palms folgen sollte war das absolut grandiose Erlebnis von endlosen Wüstenlandschaften – Meile um Meile des Nichts außer dürrer Vegetation, Kies und Sand, gesäumt von eroierten Bergen. Eine endlose, gradlienige Strasse ohne Häuser, Strommasten oder sonstigen Anzeichen von Zivilisation, abgesehen von einer alten Bahnlinie an der Aqueduct Road, deren Dämme von Vorbeireisenden mit sogenannten “Rock Graffitis” verziert werden. Wer die Weite und die Einsamkeit sucht, sollte unbedingt einmal diese Strecke bereisen! Als wir am Abend im Dunkeln auf dieser Strecke zurückgefahren sind, haben wir in der nächtlichen Wüste den vermutlich brilliantesten Sternenhimmel unseres Lebens bestaunen dürfen – durch die Dunkelheit in der Wüste kann man direkt in die Milchstrasse blicken.
6. November 2009
26. October 2009
An der Grenze zwischen Phoenix, Tempe und Scottsdale liegt Papago Park, ein 490 Hektar grosses Areal aus Felsen, Wüste und Staub – mitten in der pulsierenden Metropole. Wir haben den Park bereits am Freitag entdeckt, als wir auf dem Weg nach Scottsdale daran vorbeigefahren sind und haben uns gedacht, dass man von den hohen roten Felsen des Parks einen netten Ausblick über das Valley of the Sun haben könnte – dass es so grandios werden würde, haben wir nicht geahnt. Der Park entspricht exakt den Wüstenlandschaften, die Phoenix umgeben, wirklich ein Stück Wüste mitten in der Metropole. Wir haben die Felsen erklommen und konnten das ganze grosse Valley überblicken, das in alle Richtungen bis zu den Bergen am Horizont mit Zivilisation gefüllt ist. Es zu beschreiben fällt wirklich schwer, deswegen möchten wir an dieser Stelle einfach ein paar Bilder sprechen lassen: