Von unserem Hotel und Nachtquartier in Rifle wäre der schnellste Weg nach Colorado Springs der die I-70 East bis Denver, dann die I-25 South bis nach Colorado Springs. Kurz vor Vail zweigt aber der Highway 24 Richtung Süden von der Interstate ab, diese Route führt uns auch nach Colorado Springs, wird rund zwei Stunden länger dauern, aber der zeitliche Umweg lohnt sich: Die Strecke, die als “scenic byway” ausgeschrieben ist, führt mitten durch die Rocky Mountains und die ehemalige Goldgräberstadt Leadville (der höchsgelegenen Stadt der USA), Buena Vista und das Hochplateau des Southpark und sie ist wirklich sehenswert, nicht zuletzt weil man vom Rand des Soutparks auf eine Kette aus nicht weniger als 23 Viertausender blicken kann. Diese Kette aus “fourteeners” den Rand des Southparks und bietet vom Aussichtspunkt des Wilkerson-Pass, von dessen Höhepunkt man auf einer Höhe von 9.507 Fuss (~2898 Metern) über das gesamte Plateau des Southparks bis hinüber auf die 23 Gipfel der fourteeners blickt – ein sicher wohl einmaliges Bergpanorama. Auf der anderen Seite des Passes erwartet einen schon der Westhang des ebenfalls über viertausend Meter hohen Pikes Peak – ein untrügerisches Zeichen dafür, dass wir uns nun Colorado Springs nähern und unsere USA-Roadtrips damit bald zu Ende sein werden.
Heute ist, wie die letzten Tage auch schon, herrliches Wetter in Colorado Springs. Die Nächte sind zwar eisig, aber die Tage sind so wundervoll dass sogar der Schnee schon fast komplett abgeschmolzen ist. Heute habe ich das Wetter genutzt, um mich mal ein wenig in der Neighborhood, also unserer Nachbarschaft umzusehen, die wie ganz Colorado Springs am Fuße der Frontrange der Rocky Mountains mit dem alles überragenden, 4.301 Meter hohe Pikes Pike ist. Der Ortsteil, in dem wir zu Gast sind, nennt sich Knob Hill, er liegt auf rund 1900 Metern Höhe und ist ganz sicher keiner dieser noblen Stadtteile, in denen alle Häuser und Dächer die gleiche Farbe und in denen Autos nicht auf der Strasse abgestellt werden dürfen, nein – Knob Hill ist ein Ort der Mittelschicht. Entgegen der mittlerweile üblichen Praxis, in der ganze Siedlungen von nur einem Bauherren im Einheitslook aus dem Boden gestampft um dann an Eigentümer verkauft zu werden, ist Knob Hill eine natürlich gewachsene Nachbarschaft, kein Haus gleicht dem anderen und die Strassen sind gesäumt von alten Baumbeständen. Es sind wirklich niedliche Häuser dabei – bitte seht mir nach, wenn ich keine Bilder davon gemacht habe – ich traue mich nicht wirklich einfach fremde Häuser von der Strasse aus zu fotografieren. Dabei würde sich das wirklich lohnen, den die meisten Häuser sind wirklich süß dekoriert, nicht nur mit dem Star-Spangled Banner, das ohnehin überall zu wehen scheint.
Es geht auf Weihnachten zu und viele Häuser werden schon dafür hergerichtet. Der ältere Herr auf dem Foto ist nur ein gutes Beispiel dafür, wieviel Arbeit sich die Amerikaner damit machen. Er hat mir auch verraten, dass er das Haus ab Thanksgiving (eine Art Erntedankfest) leuchten lassen wird. Ich werde es dann ganz sicher noch einmal fotografieren – im Dunkeln. Vieles kommt einem extrem klischeehaft vor wenn man durch die Strassen der Nachbarschaft läuft – doch wahrscheinlich ist es nur so, dass einem die Vereinigten Staaten aus den Medien schon so vertraut sind, aber dabei vergessen hat, dass die Bilder aus der Flimmerkiste die amerikanische Realität abbilden. Wäre es nicht so kühl in Colorado Springs und würde einem die dünne, trockene Luft nicht so zu schaffen machen – in Knob Hill könnte man es ganz sicher aushalten.
Heute haben wir es endlich geschafft, den Garten der Götter zu besuchen. Er ist ja nur 10 min.von Richard entfernt. Also die Meindl Schuhe an und bergfeste Kleidung und los ging es. Schon von weitem sah man die grandiosen Sandsteinformationen. Der erste Stop war an einem wunderschönen aber leider recht gut besuchten Sandsteinfelsen, der an der Zufahrt zum Garden of the Gods wie ein Wachposten steht – ein Gigant von Sandstein direkt an der Strasse.
Nach kurzem verweilen ging es weiter in den Park, der nächste Stop war an einem Gift Shop, wo ich eigentlich nur mit Richard ein paar Ansichtskarten kaufen wollte. Sascha blieb draussen, schoss Fotos und wartete. Nur hatte keiner von uns damit gerechnet das dieser Shop, der von außen wirklich winzig aussah, im Inneren so unendlich groß war und mit vielen vielen kleinen Andenken, Souvenirs und Indianerkunst gefüllt war. Angefangen von indianischem Schmuck bis hin zu Kaffeetassen und T-Shirts, also ein wahres Mekka für mich. Nach gut einer halben Stunde wurde es Sascha wohl zu langweilig draussen und er musste uns in dem riesigen “Lädchen” suchen. Was ich dann natürlich nicht gekauft habe waren die Ansichtskarten*lach*. Durch das viele schauen wurden wir hungrig, denn das Frühstück liessen wir heute ausfallen, bei einem Buffalo Burger und einer guten Cola verging die Zeit leider viel zu schnell und die Dämmerung brach herein, also schnell in den Truck und weiter ging es im Garden of the Gods. Getroffen haben wir diesmal einige Tierchen, eine Familie von Maultier-Hirschen und ein kleines Häschen. Bis die Sonne wirklich weit hinter dem mächtigen Hausberg von Colorado Springs, dem über 4000m hohen Pikes Peak, versunken war, machten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch den Park. Ja Park, die Meindl Schuhe waren hier relativ überflüssig, da es nur befestigte Wege sind, die man eigentlich nicht verlassen soll. Ein herrlicher Anblick sind die Felsen trotzdem, leider konnten wir nur viel zu kurz verweilen, denn mit der Dunkelheit war auch schon wieder die mächtige Kälte der Nacht im Anmarsch – Colorado ist eben nicht Arizona….