Ich leide beinahe einmal wöchentlich unter Migräne und habe von meinem Hausarzt dafür verschreibungspflichtige Medikamente bekommen – Sumatriptan hilft mir super. Da wir nun länger in den USA bleiben werden als ursprünglich geplant, gehen meine Tabletten zur Neige und werden für die Dauer unseres Trips sicher nicht ausreichen. Also habe ich mich in der Pharmacy (Apotheke) informiert, ob ich meine Medikamente bekommen könnte. Sumatriptan ist in den USA ebenso verschreibungspflichtig wie in Deutschland – ich brauche also ein Rezept, um sie zu bekommen. Die Apothekerin war so nett, mich an Troyer Urgent Care zu empfehlen, ein Carecenter, an das man sich in medizinischen Notfällen wenden kann und wo auch Rezepte ausgestellt werden. Ein kurzer Anruf und ich sollte am nächsten Morgen um 7:00 Uhr ins Carecenter kommen.
Wie bei einem Arzt in Deutschland muss erstmal Papierkram erledigt werden – wer man ist, warum man da ist und die medizinische Vorgeschichte, ob man krankenversichert ist – das alles auf vorgefertigten Fragebögen. Dann kommt der Hammer: Ich will nur ein Rezept für mein Migränemittel, doch bevor ich überhaupt einen Arzt zu sehen bekommen, teilt mir die Sprechstundenhilfe mit, dass mich das mangels amerikanischer Krankenversicherung $150 kosten wird – im Vorraus, meine Kreditkarte wird natürlich auch hier gerne akzeptiert. Zum Glück habe ich eine Auslandskrankenversicherung, die mir die Kosten später erstatten wird – trotzdem ist der Preis heftig. Mein Arzt in Deutschland berechnet mir (als Privatpatient) für das Ausstellen eines Rezeptes 16,45 Euro – hier darf ich gleich mal 100 Euro hinlegen. Nach dem ich per Kreditkarte bezahlt habe, werde ich auch sogleich ins Behandlungszimmer geführt, bekomme Blutdruck und Fieber gemessen, werde gewogen. Dann kommt eine junge Ärztin und verhört mich kurz, wozu ich das Medikament brauche, wie und wann ich es gewöhnlich einnehme. Dabei hört sie meine Atmung ab und beschwert sich, dass ich Raucher bin – diese Rüge ist in den $150 offensichtlich inklusive *grrr*
Keine drei Minuten später halt ich mein Rezept in den Händen und bringe es gleich in die pharmacy, wo mich der nächste Hammer erwartet: 10 Tabletten des Medikamentes kosten mich in Deutschland rund 32 Euro – die Apothekerin will $220 dafür. Mir platzt der Kragen, denn das wären jetzt insgesamt $370 (~250 Euro), nur damit ich mein Medikament bekomme. Ich beschimpfe sie – natürlich auf deutsch, was der ganzen Sache sicherlich einen gewissen Nachdruck gegeben hat, und siehe da: Auf einmal bietet sie mir ein Wirkstoff-Generika meines Medikamentes an – das kostet mich jetzt nur noch $30 für 10 Pillen. Jetzt habe ich also für $180 (~121 Euro) das berhalten, was mich in Deutschland rund 50 Euro kostet. Sicher werde ich als Urlauber auch hier als Privatpatient behandelt und das sagt ganz sicher nichts über das amerikanische Gesundheitssystem aus, merke trotzdem: Ein Besuch bei einem Arzt in den USA kann schon für so eine “Lapalie” wie ein Rezept für ein Migränemittel ganz schön teuer werden, zum Glück habe ich eine Versicherung abgeschlossen…