Dieser Blog begann als Tagebuch einer sechswöchigen USA-Reise im Spätherbst 2009 und er wird während jedes neuen Trips aktualisiert. Die neusten Reise-Berichte erschienen immer als erstes auf der Startseite, wer also unsere Amerika-Reise und Erfahrungen insgesamt nachvollziehen will, der sollte am besten am Ende anfangen zu lesen ;)
Kurz nach Sonnenuntergang machen wir uns vom Valley of Fire auf den Weg zurück nach Colorado und wir werden annähernd die gleiche Route nehmen, die uns von dort nach Las Vegas gebracht hat: I-15 North nach Utah und dann I-70 East bis kurz vor Denver. Es ist um 17:40 Uhr stockdunkel, bis zur Staatsgrenze Nevada/Arizona sind es rund 100 Meilen, bis nach Colorado Springs rund 800. Sascha und Richard wechseln sich beim Fahren ab – trotzdem werden die beiden immer müder und um 2:00 Uhr bleibt uns nichts anderes mehr übrig als in Rifle, Colorado in ein Motel einzuchecken. Nichts ist schlimmer als übermüdet in der Nacht über die kurvigen Strassen der Rocky Mountains fahren zu müssen. Aus der relativen Wärme Nevadas kommend ist es mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt aber auch wirklich an der Zeit für ein warmes Bett, auch wenn diese Nacht ziemlich kurz werden wird.
Wer in Nevada unterwegs ist und darüber hinaus Wüsten und Steine liebt so wie wir, für den sollte ein Besuch im Valley of Fire Statepark ein Erlebnis sein. Wir haben wieder unsere Zeit vertrödelt und waren noch auf einer kleinen Strasse am westlichen Ufer des Lake Mead unterwegs als ich meine Hoffnung, noch vor Sonnenuntergang (~17:00 Uhr) das Valley of Fire zu erreichen, schon begraben hatte. Plötzlich taucht ein Schild auf, dass den Weg in eben dieses Valley of Fire weist – es ist 16:00 Uhr und Sascha stösst einen wahren Freudenschrei aus – das Valley of Fire zu besuchen ist wesentlich beeindruckender als der Las Vegas Strip. Das “Tal des Feuers” ist die Heimat beeindruckender Formationen roten Sandsteins und wenn die Sonne so tief steht wie im Moment unseres Besuches, dann leuchten die Felsen in strahlendem Rot – es sieht kurz vor Sonnenuntergang aus manchem Blickwinkel in der Tat so aus, als würde hier alles in Flammen stehen und die Felsen verwandeln sich optisch in rotglühende Kohlen. Zu dieser Jahreszeit, kurz vor der Wintersonnenwende, geht die Sonne viel schneller unter als es uns lieb ist und damit Sascha zumindest einige Fotos bekommt, steigt er hinten auf die Ladefläche unseres Pickups und fotografiert von oben, während Richard den Truck behutsam über die kurvige Strasse steuert.
Bei einem Besuch in Las Vegas bietet sich auch ein Trip zum Lake Mead und zum Hoover Dam an, beides liegt nur etwa eine Stunde von Las Vegas Downtown entfernt. Der Hoover Dam staut den Colorado River im Black Canyon zum grössten künstlich geschaffenen Stausee der USA auf und der dadurch entstandene Lake Mead stellt die Wasser- und Stromversorgung sowohl für Las Vegas als auch für einen Grossteil von Süd-Kalifornien bereit. Der Hoover Dam ist in einigen Punkten besonders: Erstens liegt in seiner Mitte die Grenze zwischen den Staaten Nevada und Arizona und damit auch die Zeitzonengrenze zwischen Pacific Time und Mountain Time – konkret bedeutet das, dass wenn man um 15:00 Uhr von Arizona über den Hoover Dam nach Nevada fährt, man um 14:00 Uhr auf der anderen Seite ankommt. Zum Zweiten beinhaltet die Fahrt über die Staumauer auch eine wichtige Entscheidung hinsichtlich der eigenen Reisepläne – östlich des Hoover Dams gibt es für mindestens 150 Meilen keine Strassenverbindung Richtung Norden. Um zB nach Salt Lake City zu kommen, müsste man auf der östlichen Seite des Lake Mead dann nicht nur rund um den Lake Mead, sondern zusätzlich auch noch auch um den kompletten Grand Canyon herumfahren. Wir wollen unseren Heimweg wieder über Utah bestreiten und so fahren wir zwar über die Staumauer, drehen aber noch vor dem Arizona-Welcome-Schild wieder um und fahren zurück nach Nevada um dann am westlichen Ufer des Lake Mead Richtung Norden zu fahren. Übrigens kann man wohl nicht mehr lange über die Staumauer des Hoover Dam fahren – eine neue Entlastungs-Strassenbrücke 200m unterhalb der Staumauer befindet sich bereits in Bau. Wenn sie fertiggestellt sein wird, wird die Strasse direkt über den Hoover Dam für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Zumindest kann man von der neuen Brücke dann aber wohl einen beeindruckenden Blick auf die mächtige Staumauer werfen.
Zugegeben, es ist ein unsagbar geiles Gefühl, mittags die Vorhänge im Hotelzimmer aufzuziehen, aus dem 12. Stock auf die sonnengeflutete Stadt zu blicken und sich zu sagen: Ich bin in Vegas! Unser Casino-Hotel, das Imperial Palace, liegt direkt am Center-Strip des Las Vegas Boulevard, es ist preiswert, hat Balkone (!) und in unserer Preiskategorie bekommt man eine riesengrosse Badewanne im Schlafzimmer – wenn schon Vegas, dann richtig – oder?
Man kann in “Sin City” problemlos die Zeit vergessen – hier dreht sich alles rund um die Uhr, Essen, Trinken, Spielen, Entertainment, alles zu jeder Zeit. Der Tag wird zur Nacht und das Nachtleben ist überall. Man läuft durch die Casinos und entdeckt ständig dabei neue Attraktionen, Hingucker, Geschmacklosigkeiten, Bewegendes, Außergewöhnliches und Wunderbares, alles quer durcheinander gemischt – alle Glitzereien und Verlockungen dienen dabei nur einem Ziel: Geld ausgeben. Und das wird jedem Vergnügungssüchtigen in Las Vegas wirklich leicht gemacht: Die Casinos am Strip sind allesamt so angelegt, dass man leicht hineinfindet und nur schwierig wieder hinaus, jedes der Häuser preist sich dabei als das mit den größten Möglichkeiten an. Slotmachines (Spielautomaten), Sportwetten, Blackjack, Poker, Roulette – was darf es sein? Wer spielen will, kann dies ab einem lächerlichen Einsatz von 1 Cent an den Slotmachines tun, nach oben gibt es keine Grenzen, wer viel verlieren will, der sollte gleich eine der “High Limit Areas” der Casinos aufsuchen. Wer mit seinem Geld lieber etwas erleben möchte, der besucht besser die Shows von David Copperfield, der Bluemen Group oder ein Konzert von Cher.
Am Boulevard stehen einige der größten Hotels der Welt und man sollte diese Nobelhäuser auf keinen Fall verpassen: Bellagio, Venetian und Palazzo, Win and Encor, MGM Grand und Luxor. Sehenswert weil mit dem Spirit des “echten” Las Vegas behaftet ist unbedingt das Flamingo und das Mirage. Sehenswert ist auch das Ballet der Wasserfontänen vor dem Bellagio (wird alle halbe Stunde wiederholt). Wir könnten wohl sicher einen ganzen Blog alleine über Las Vegas (bzw. über den Strip, denn bis nach Downtown sind wir ja nicht mal gekommen) schreiben, aber das überlassen wir lieber anderen – wir sind nach vier Nächten in Vegas froh, die Stadt wieder zu verlassen. Ganz soweit wie unsere holländischen Freunde möchten wir nicht gehen – die meinten nämlich: Las Vegas is good for one nite. Man kann ruhig auch drei Nächte bleiben, dann ist aber sicher auch gut. Gesehen haben sollte man es schon einmal – es ist erstaunlich wie exzellent diese künstliche Stadt, ein Disneyland für grosse Kinder, mitten in der Wüste organsiert ist.
PS: Wer gerne “die üblichen” Bilder von einem Las Vegas Besuch ansehen möchte, kann sich die Google-Bilder ansehen…
Durch unsere Reifenpanne liegen wir hinter unserem Zeitplan weit zurück, als wir gegen 20:30 die Staatsgrenze zu Nevada passieren – draussen in der Wüste ist es stockfinster und die Meilentafel am Strassenrand verkündet, dass Las Vegas noch 100 Meilen (~160 Kilometer) weit entfernt ist. Trotzdem kann man den Himmel in südwestlicher Richtung hell erleuchtet sehen und Las Vegas somit eindeutig ausmachen. Von Mesquite auf der Interstate 15 in südlicher Richtung fahrend erwartet man hinter jedem der Hügel, deren Umrisse sich vor dem hellen Himmel eindeutig abzeichnen, nun endlich einen Blick auf das Spielerparadies zu erhaschen – dieses Spiel geht eine Stunde lang so, was dazu führt, dass die Spannung ins Unermeßliche steigt. Aber erst 15 Meilen vor der Stadt, kurz nachdem man das Wüstenörtchen Apex passiert hat, ist es soweit – hinter einem der vielen Hügeln führt die I-15 talwärts und offenbart den Anblick einer Schatzkiste: Es breitet sich ein Lichtermeer aus, dass ein ganzes riesiges Tal ausfüllt, es glitzert in goldenen Lichtern soweit das Auge blicken kann – dieser Eindruck wird durch die stundenlange Fahrt durch die stockfinstere Wüste natürlich noch verstärkt. Downtown Las Vegas mit dem “Strip”, dem Boulevard, lässt sich anhand der grossen Hotels eindeutig ausmachen – irgendwo drin liegt unser Hotel. Die Interstate führt mitten durch die Stadt und man kann quasi direkt auf dem Strip abfahren – meine Augen flimmern nur noch:
So muss sich wohl ein LSD-Trip anfühlen. Richard kutschiert uns über den Las Vegas Boulevard und hält Ausschau nach unserem Hotel während Tina und ich nur noch staunend abwechselnd links und rechts aus dem Fenster starren. Was für eine Fahrt, mal wieder – nach 840 Meilen, schneebedeckten 4000ern in den Rockys, endlosen Wüsten und Steinformationen in Utah, nach den einsamen felsigen Canyons, nach vierstündiger Fahrt durch die Dunkelheit der Wüstennacht sind wir nun mitten in einer Glamourwelt, wie sie krasser wohl kaum sein könnte. Ich will nur noch ins Bett, eigentlich ist das alles zuviel – doch wir müssen noch in unser “Casino” bzw. Hotel einchecken und essen wollen wir auch noch – was für ein Mega-Flash! PS: Wir tauchen jetzt erstmal eine Weile ab und berichten ausführlich, wenn wir die Stadt wieder verlassen – now is Vegas, Baby!