Trip in die USA


22. October 2009



700 Meilen von Colorado nach Flagstaff

Rubrik: On the road – Sascha – 21:14

Früh sollte es heute losgehen, schliesslich wollen wir auf dieser Route unserem Ziel Phoenix so weit wir möglich näher kommen, und so sind wir um 5:30 am aufgestanden. Der Wettergott scheint uns gnädig zu sein, es hat aufgehört zu schneien auch wenn es in den Morgenstunden noch empfindlich kalt ist. Damit wir schnell auf den Freeway kommen, haben wir auf das Frühstück verzichtet und den Truck beladen – bei Richards Filmausrüstung kann das eine Weile dauern. Als Frühstück nehmen wir schnell einen Grande Latte bei Starbucks im Safeway, dazu ein Stück wirklich guten Zitronenkuchen und schon sind wir auf der Interstate 25 Richtung Süden unterwegs. Doch je weiter südlich wir kommen, vorbei an Orten wie Pueblo und Trinidad, desto weißer wird die Prärie… es hat hier draußen massig geschneit und der Schnee ist liegengeblieben, ca. 10cm bedecken die weiten Flächen und so wird es bis zur Grenze von New Mexiko auch bleiben. Wie gut, dass wir Schneeketten und eine Schaufel mit auf dem Truck haben, denn die Staatsgrenze zwischen Colorado und New Mexiko liegt mitten auf einem Pass in 7800 Fuss (2377 Meter) Höhe und wir erwarten dort das Schlimmste. Zum Glück aber bleibt uns das Schlimmste erspart, ganz im Gegenteil – kaum haben wir den Paß hinter uns gelassen liegt auch kein Schnee mehr. Mit der Staatsgrenze hat sich für uns auch die Optik komplett gewandelt, das Weiß ist einem kräftigen Gelb gewichen und die optische Außentemperatur steigt gleich mal um zwanzig Grad – obwohl es noch immer eisig kalt ist.

Die Weite von New MexicoEs tun sich endlos weite Flächen auf, links und rechts der Strasse ist nur Prärie die am Horizont von Bergen gesäumt ist. Ein Koyote sprintet vor unserem Truck über die Strasse, vereinzelt grasen Rinder in der Steppe. Wir halten auf einem der spärlich gesäten Rest Areas (Rastplätze) und bestaunen wieder einmal die Sauberkeit öffentlicher Einrichtungen in den USA. Die Toiletten deutscher Autobahnparkplätze kann man ja wirklich nur in der allergrößten Not aufsuchen, hier in den USA ist es ein Vergnügen, sich in die sauberen Örtchen zu begeben.


Rest Area in New MexicoWir passieren Las Vegas, aber nicht DAS Las Vegas sondern einen winzigen Ort gleich Namens in New Mexico, nehmen dann unser Mittagessen in Form von Fastfood in Santa Fe ein, dessen Name spektakulärer klingt als die Stadt wirklich ist, und nähern uns der Hauptstadt des Bundesstaates New Mexico, Albuquerque, wo wir prompt erleben, wie belebt es am frühen Nachmittags auf einem amerikanischen Freeway mit immerhin 4 Spuren in jede Richtung zugehen kann. Es wird Zeit auf die Interstate 40 in Richtung Westen zu zu wechseln, ab hier ist man teilweise annähernd auf dem Streckenverlauf der legendären Route 66 unterwegs und es kommt doch so ein gewisses Easy-Rider-Gefühl auf. Mittlerweile haben wir auch die Annehmlichkeiten US-amerikanischer Autos schätzen gelernt – Dosenhalter sind eine grandiose Erfindung wenn man stundenlang mitten im Nirgendwo unterwegs ist.

Klippen in New MexicoMittlerweile ist später Nachmittag und wir fahren schon eine gute Stunde an beeindruckenden roten Klippen entlang, Steilwände die aussehen als hätten sie Menschen als Steinbrüche gedient – dem ist aber nicht so, vielmehr hat die Natur hier wahre Wunder vollbracht.


Staatsgrenze von ArizonaDie Sonne steht tief am Horizont als wir die Staatsgrenze nach Arizona erreichen, ein Schild mit der Aufschrift “The Grand Canyon State welcomes you” lässt das Herz höher schlagen. Wieder ändert sich die Szenerie schlagartig, vor uns liegen riesige endlose Weiten. Wie endlos sie sind fällt mir auf, als ich feststelle, dass ich seit einer guten halben Stunde in der Ferne Windräder sehen kann, die nicht näher zu kommen scheinen, obwohl wir mit 75mph auf sie zuhalten. Die Sonne geht langsam unter und taucht den Himmel mit seinen Wolken in dieses unbeschreibliche Farbenspiel aus allen erdenklichen Rot-Tönen. “Voll das Klischee” denke ich mir wieder einmal, muss aber sofort zugeben, dass diesem Klischee eine atemberaubende und beeindruckende Schönheit innewohnt.
Sonnenuntergang in ArizonaHappy in der Wüste Arizonas
Da es nun mittlerweile dunkel ist, können wir nur ahnen dass die Landschaft sich von Wüste hin zu Pinienwäldern ändert, während wir den Anstieg nach Flagstaff bewältigen. Es ist 7:50pm als wir dort ankommen und das nächstbeste Hotel ansteuern – wir waren nun 13 Stunden unterwegs und haben 700 Meilen zurückgelegt, da stört es nur marginal, dass direkt vor unserem Hotel eine Amtrak-Bahnlinie entlangführt, deren Züge mit markerschütterndem Horngebrüll ihr Kommen ankündigen. Wir gehen noch einige Meter auf der Route 66 spazieren um zum Restaurant Sizzler zu kommen, schnell ein gutes Steak eingeworfen und dann liegen wir auch schon totmüde in den Betten.

Leider ist unser Zeitplan wegen Terminen in Phoenix so knapp bemessen, dass wir auf dieser Etappe nur wenig Gelegenheit hatten, unter der Oberfläche zu kratzen – auf der anderen Seite gibt es auf dem ganzen Weg endlos viel Nichts, schliesslich sind Santa Fe und Albuquerque die einzigsten grösseren Städte, die auf 1120km zu finden. Solche Touren sind für Amerikaner nichts besonderes, als Europäer sollte man schon wirklich ein Ironbutt sein um sich das zu geben…. jetzt gönnen wir unseren Hintern ein wenig Entspannung und sind schon tierisch auf das erste richtige amerikanische Frühstück in einem Hotel gespannt….



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