8. November 2009
Wir haben Los Angeles von unserem Reiseplan gestrichen – obwohl wir länger als geplant in den USA bleiben werden, möchten wir uns uns die grossen Städte LA und San Francisco für einen späteren Besuch vorbehalten. Trotzdem waren wir heute morgen doch gut aufgeregt in den Joshua Tree Nationalpark im “gelobten Land” zu fahren, denn wir haben uns dafür eine eher unkonventionelle Strecke über den Highway 62 ausgesucht, wie man anhand unserer Route sehen kann. Um über den Colorado River und nach Kalifornien zu gelangen, mussten wir zunächst 40 Meilen südlich bis nach Parker, wo mitten auf einer kleinen Brücke über den Fluss der California Highway 62 startet. Was die nächsten 100 Meilen bis zum nordöstlichen Eingang des Nationalparks bei einem Ort mit dem malerischen Namen 29 Palms folgen sollte war das absolut grandiose Erlebnis von endlosen Wüstenlandschaften – Meile um Meile des Nichts außer dürrer Vegetation, Kies und Sand, gesäumt von eroierten Bergen. Eine endlose, gradlienige Strasse ohne Häuser, Strommasten oder sonstigen Anzeichen von Zivilisation, abgesehen von einer alten Bahnlinie an der Aqueduct Road, deren Dämme von Vorbeireisenden mit sogenannten “Rock Graffitis” verziert werden. Wer die Weite und die Einsamkeit sucht, sollte unbedingt einmal diese Strecke bereisen! Als wir am Abend im Dunkeln auf dieser Strecke zurückgefahren sind, haben wir in der nächtlichen Wüste den vermutlich brilliantesten Sternenhimmel unseres Lebens bestaunen dürfen – durch die Dunkelheit in der Wüste kann man direkt in die Milchstrasse blicken.
7. November 2009
Mag sein, dass die Deutschen gut darin sind, schnell mit dem Auto zu fahren – die besseren Autofahrer sind unserer Meinung nach die Amerikaner. Tempolimits werden generell beachtet, es wird Abstand gehalten, es gibt keine waghalsigen Überholmanöver, es geht auf amerikanischen Strassen total entspannt zu. Ich habe bereits erwähnt, dass man an roten Ampeln in der Regel jederzeit rechts abbiegen darf – aber nicht, dass man das auch tun sollte, denn sonst wird der Hintermann ungehalten. Eine weitere Besonderheit sind die 4-way-stops, eine Kreuzung mit Stopschildern aus allen Richtungen: Die Regel ist ganz einfach, wer zuerst steht darf auch als erster wieder fahren. Nach kurzer Eingewöhnungsphase finde ich diese Errungenschaft sehr gelungen, zumal sie bei vielfrequentierten 4-way-stops auch das Gehirn trainiert – man muss sich bei 6-9 Spuren merken, wer zuerst gestanden hat und wer nach einem sein Fahrzeug zum Halten gebracht hat. Generell gibt es extrem viele Stopschilder in den USA, was sicher auch zum enormen Benzinverbrauch der ohnehin viel zu grossen Autos beiträgt – an jeder zweiten Ecke muss man das Fahrzeug zum Stehen bringen und dann wieder beschleunigen – kein Wunder also, dass der normale innerstädtische Spritverbrauch eines durchschnittlichen amerikanischen Autos schnell mal auf 24 Liter hochschnellt. Dafür spart man auf den Freeways ein bischen Treibstoff, einfach den Tempomat auf das generelle Tempolimit von 75 Meilen (120 Kilometer pro Stunde) eingestellt und die Kiste rollen lassen – man darf dabei sowohl links als auch rechts überholen, das schont die Bremsen und die Nerven. Auffallend ist, dass mobilisierte amerikanische Verkehrsteilnehmer höchsten Respekt vor Fußgängern haben und extreme Rücksicht nehmen, wenn man Einfahrten oder Kreuzungen zu Fuß quert – verlassen sollte man sich darauf allerdings besser nicht…
Wir haben den Ort, den ich per Zufall mit Google Earth entdeckt habe, mittlerweile besser kennengelernt und auch den einen oder anderen Trip durch die Stadt unternommen. Ja, Lake Havasu City ist ein Touristenort mit allem was dazu gehört – rund um die London Bridge gibt es ein touristisches Zentrum und die jenseits der Brücke liegende Insel ist mit einer Marina und den dazu gehörigen versnobten Hotels besetzt. Die Stadt in der Wüste ist gemessen an ihrer offiziellen Einwohnerzahl viel zu groß – was sicher daher rührt, dass viele Städter aus Arizona, Nevada und auch Kalifornien aber auch aus dem Rest der Vereinigten Staaten hier ihren Traum vom Ferienhaus oder sonnigen Altersruhesitz verwirklicht haben. Dieser Fakt sorgt für ruhige Wohngebiete mit schönen, teilweise sogar sehr ausgefallenen Häusern. Im Gegensatz zu den anderen Ecken, die wir bisher in den USA gesehen haben, wirkt Lake Havasu City gepflegt, sehr sauber, ja stellenweise beinahe schon vornehm, also wie ein Ort der Schönen und Reichen.
Leider ist es aber auch ein Ort der Motorboot-Besitzer, die ihre PS-Boliden nur zu gerne auf den See bringen und da Amerikaner dicke Motoren nicht nur in den Autos lieben, gibt es eine grosse Anzahl mit Motorbooten, die mehr als 400PS Leistung bringen. Da sorgt am See stellenweise für eine Lärmbelastung, die den Vergleich mit einer Rennstrecke nicht zu scheuen braucht. Aber welcher Resident hält sich schon am See auf – den meisten genügt es, einen Blick von ihrem Haus auf den Lake Havasu zu haben und da der See westlich der Stadt liegt und damit auch die Sonne jeden Abend hinter ihm versinkt ist das auch gut zu verstehen. Viele dieser Häuser stehen übrigens dank der Wirtschaftskrise zum Verkauf – von $77.000 bis $500.000 ist sicher für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei…
6. November 2009
5. November 2009
Von Colorado Springs nach Lake Havasu an einem Tag zu fahren ist für einen einzelnen Fahrer aufgrund der immensen Entfernungen unmöglich, also haben wir uns für die erste Etappe wieder Flagstaff als Ziel gesetzt – es gibt im Prinzip nur drei Routen nach Arizona, zwei davon kennen wir schon und die verbleibende wollen wir uns für den Rückweg aufheben. Also werden wir wieder über die Interstate 25 südlich bis nach Albuquerque und dann die I-40 westlich bis nach Flagstaff fahren, wobei insbesondere die Strecke bis nach Las Vegas in New Mexico sehr anstregend ist, weil man 259 Meilen (oder knapp 400 Kilometer) rechts die Rocky Mountains und links die Prärie sieht, ohne dass es viel Abwechslung gäbe. So meinte Tina dann auch nach 2 Stunden auf der I-25: “Hier ist gar nichts los”. Das ändert sich in Mexiko nicht wirklich, bis auf dass man eventuell eine Herde von Antilopen in den unendlichen Weiten entdecken kann.
Wir haben uns das Mittagessen geschenkt und sind dafür irgendwo zwischen Albuquerque und Gallup in New Mexico einfach mal vom Freeway runter und sind der historischen Route 66 gefolgt, die an dieser Stelle zwar einer Schotterpiste gleicht, durch ihre Einsamkeit und Weitläufigkeit aber auf jeden Fall auch ihren Reiz hat. Und wozu haben wir einen Allrad-Wagen gemietet, wenn nicht genau dafür? Jedenfalls sind wir heute morgen um 6:30 Uhr in Colorado Springs losgefahren und kamen total erschöpft um 19:00 Uhr in Flagstaff an, haben uns der Einfachheit halber wieder im Super8 Motel eingemietet, sind noch ganz kurz etwas essen gegangen um dann tot ins Bett zu fallen.
4. November 2009
Wir wollen wieder nach Arizona, soviel steht fest – bei Richard ist es super, aber erstens müssen wir nach Lake Havasu, zweitens wollen wir noch mehr vom Land sehen und drittens brauchen wir als Paar nach zwei Wochen Wohngemeinschaft mal wieder ein bisschen Zeit für uns alleine. Lake Havasu City ist 900 Meilen (1448 Kilometer) von Colorado Springs entfernt und weil wir dort auch ein wenig mobil sein wollen, habe ich uns kurzerhand einen Mietwagen für 12 Tage gebucht – wer für seine USA-Reise eine Autovermietung sucht, dem sei an dieser Stelle das Angebot des ADAC empfohlen – denn wer über ADAC und Holiday Autos seinen Mietwagen bucht, der bekommt erstens sogar einen Rabatt und dazu den Mietvertrag in deutsch, ist zweitens nach deutschem Standard versichert und kann drittens einer deutschen Firma die Hölle heiß machen, falls was nicht richtig läuft *gg*
Wir jedenfalls haben heute unseren Leihwagen am Flughafen von Colorado Springs abgeholt – ein niegelnagelneuer GMC Acadia, der Allrad-SUV hatte gerade mal 8 Meilen auf dem Tacho, als ich ihn bestiegen habe… wenn wir ihn in 12 Tagen wieder abgeben, wird er wohl mindestens 2000 Meilen (3200 Kilometer) auf der Uhr haben…
3. November 2009
Heute haben wir es endlich geschafft, den Garten der Götter zu besuchen. Er ist ja nur 10 min.von Richard entfernt. Also die Meindl Schuhe an und bergfeste Kleidung und los ging es. Schon von weitem sah man die grandiosen Sandsteinformationen. Der erste Stop war an einem wunderschönen aber leider recht gut besuchten Sandsteinfelsen, der an der Zufahrt zum Garden of the Gods wie ein Wachposten steht – ein Gigant von Sandstein direkt an der Strasse.
Nach kurzem verweilen ging es weiter in den Park, der nächste Stop war an einem Gift Shop, wo ich eigentlich nur mit Richard ein paar Ansichtskarten kaufen wollte. Sascha blieb draussen, schoss Fotos und wartete. Nur hatte keiner von uns damit gerechnet das dieser Shop, der von außen wirklich winzig aussah, im Inneren so unendlich groß war und mit vielen vielen kleinen Andenken, Souvenirs und Indianerkunst gefüllt war. Angefangen von indianischem Schmuck bis hin zu Kaffeetassen und T-Shirts, also ein wahres Mekka für mich. Nach gut einer halben Stunde wurde es Sascha wohl zu langweilig draussen und er musste uns in dem riesigen “Lädchen” suchen. Was ich dann natürlich nicht gekauft habe waren die Ansichtskarten*lach*. Durch das viele schauen wurden wir hungrig, denn das Frühstück liessen wir heute ausfallen, bei einem Buffalo Burger und einer guten Cola verging die Zeit leider viel zu schnell und die Dämmerung brach herein, also schnell in den Truck und weiter ging es im Garden of the Gods. Getroffen haben wir diesmal einige Tierchen, eine Familie von Maultier-Hirschen und ein kleines Häschen. Bis die Sonne wirklich weit hinter dem mächtigen Hausberg von Colorado Springs, dem über 4000m hohen Pikes Peak, versunken war, machten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang durch den Park. Ja Park, die Meindl Schuhe waren hier relativ überflüssig, da es nur befestigte Wege sind, die man eigentlich nicht verlassen soll. Ein herrlicher Anblick sind die Felsen trotzdem, leider konnten wir nur viel zu kurz verweilen, denn mit der Dunkelheit war auch schon wieder die mächtige Kälte der Nacht im Anmarsch – Colorado ist eben nicht Arizona….